Es wäre der Horror: Eine Explosion im Kesselhaus bei Meister Leisten. Um für den Ernstfall gerüstet zu sein, übt hier die Gesamtfeuerwehr Rüthen.
Rotierendes Blaulicht, laut tönende Sirenen und ein Großaufgebot der Rüthener Feuerwehr bei den Meister Werken: Alle drei Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr Rüthen sind im Einsatz. Aus dem Kesselhaus auf dem Werksgelände strömen dichte Rauchwolken, Mitarbeiter werden vermisst, einige rufen verzweifelt um Hilfe, giftige Stoffe drohen auszutreten und könnten eine Umweltkatastrophe auslösen.
Doch zum Glück handelte es sich bei diesem Szenario am Freitagabend nicht um eine ernsthafte Katastrophe. Alles war simuliert, die Mitarbeiter waren eingeweiht und der Qualm wurde durch Disco-Rauch erzeugt: Die Gesamtwehr Rüthen probte bei ihrer diesjährigen Jahresabschlussübung für den bitteren Ernstfall. Dabei lag das Hauptaugenmerk auf der Menschenrettung.
Explosion im Kesselhaus simuliert
Um punkt 18.40 Uhr wurde die Brandmeldeanlage im Inneren der Gebäude durch eine starke Rauchentwicklung ausgelöst. Die angenommene Ursache: Eine Explosion im Kesselhaus. Automatisch wurden die Löschzuge 1 und 3 alarmiert, waren innerhalb weniger Minuten vor Ort, wo einige Mitarbeiter die Wehrmänner bereits erwarteten.
Doch zunächst schien die Lage noch ungewiss: Wo brennt es? Sind noch Mitarbeiter im verqualmten Gebäude? Werden giftige Stoffe gelagert, die eventuell sogar in die Umwelt gelangen könnten? Schnell wurde klar: Das können die Feuerwehrleute des ersten und dritten Löschzuges nicht alleine bewältigen, Löschzug 2 wurde hinzu gerufen und die Losung von „Brand drei“ auf „Brand vier“ erhöht.
Währenddessen kämpften sich bereits die ersten Wehrmänner mit Atemschutzmasken und Absicherungen durch die verqualmte Produktionshalle, in der noch Mitarbeiter vermutet wurden. „Hilfe, Hilfe“, hörte man es auch von draußen rufen. Vermutet wurde: Zwei weitere Mitarbeiter sind durch die Explosion womöglich auf das Dach eines Containers gestürzt und schwer verletzt worden. Weitere vier Wehrmänner kletterten daher mit schwerem Gerät und einer Trage auf den Container, damit die Verletzten schnellstmöglich geborgen werden konnten.
„Die Menschenrettung hat oberste Priorität, selbst wenn es im Inneren noch brennt“, betonte Feuerwehr-Sprecher Kevin Teipel. Doch die Rettung gestaltete sich aufgrund der Höhe des Containers und ein angrenzendes Geländer, hinter dem sich der Verletzte befand, sogar noch schwieriger als vermutet, so dass die Drehleiter hinzugezogen werden musste.
Während die ersten Mitarbeiter bereits gerettet werden konnten, galt es für Löschzug 2 die chemischen Stoffe, welche in Kunststoffbehältern auf dem Gelände lagerten, zu sichern. Zwar seien diese für den Menschen ungefährlich, doch für die Umwelt in höchstem Maße giftig. Mithilfe von Kanalplänen konnten die Wehrmänner des zweiten Löschzuges schnell nachvollziehen, wo sich die Rückhaltebecken auf dem riesigen Gelände befinden und wie weit die Flüssigkeit aus den beschädigten Behältern bereits in die Umwelt gelangt war. Schnell konnten die defekten Behälter abgesichert und die Gullys vor der gefährlichen Flüssigkeit verschlossen werden.
In einer nun folgenden Diskussionsrunde galt es, die Eindrücke der diesjährigen Abschlussübung noch einmal zu reflektieren „und gemeinsam zu überlegen, was in Zukunft noch besser gemacht werden kann“, erklärte Wehrleiter Philipp Büngeler.
Quelle: Westfalenpost, Rilana Teipel (02.10.2017)
Fotos: Kevin Teipel (Feuerwehr Rüthen)