Einsatzstellenhygienekonzept Feuerwehr Rüthen
Bei Gebäudebränden können im Brandrauch bis zu 5000 verschiedene Stoffe vorhanden sein. Viele Stoffe weisen davon eine akute Giftigkeit auf und wirken tödlich. Allerdings sind im Brandrauch auch zahlreiche Stoffe enthalten, welche krebserregend sind. Außerdem können bei Bränden unter Umständen auch Asbest- oder andere krebserregende Fasern aus den beteiligten Brandstoffen freigesetzt werden. Diese schlagen sich in Form von Ruß in der gesamten Umgebung des Brandes nieder.
Auch die Schutzkleidung, das Atemschutzgerät und die Ausrüstung von Feuerwehrleuten sind nach einem Innenangriff kontaminiert. Beim Ablegen dieser besteht das hohe Risiko mit diesen Stoffen in Kontakt zu kommen und diese in den Körper über die Haut oder Atemwege aufzunehmen. Schutz davor bietet die Durchführung von bestimmten Maßnahmen und Verhaltensregeln. Diese sind unter dem Begriff der Einsatzstellenhygiene zusammengefasst. In der Feuerwehr der Stadt Rüthen besteht neuerdings ein Einsatzstellenhygienekonzept. Für kleinere Brandeinsätze besitzt jede Einheit eine sogenannte „Hygienebox“. In dieser werden beispielsweise Utensilien zur Vermeidung der Aufnahme der kanzerogenen Stoffe mitgeführt. Hierzu zählen unter anderem FFP2-Masken oder spezielle Reinigungstücher. Bei größeren Einsätzen ist dies nicht mehr ausreichend, da dort eine große Anzahl an Atemschutzgeräteträgern zum Einsatz kommt. Für diesen Fall wurde maßgeblich durch die Löschgruppe Drewer ein Konzept entwickelt. Besonders hierbei ist, dass extra hierfür ein Anhänger beschafft worden ist, welcher ebenfalls am Standort Drewer stationiert ist.
Das Konzept sieht vor, dass für die fachgerechte Entkleidung der Atemschutzgeräteträger eine Art „Hygienestraße“ aufgebaut wird, welche aus verschiedenen Stationen besteht und nach einem Innenangriff durchlaufen wird. So legen die Atemschutzgeräteträger zu Beginn ihre mitgeführte Ausrüstung (Handlampe, Funkgerät etc.) ab und reinigen Stiefel und Hose vor. Dabei werden sie registriert. Danach legen die Atemschutzgeräteträger ihre Schutzkleidung und das Atemschutzgerät unter Anweisung und Unterstützung durch Kameraden nach einer bestimmten Reihenfolge ab. So wird verhindert, dass Schadstoffe in den Körper aufgenommen werden können. Danach bekommen sie ein spezielles Reinigungstuch ausgehändigt, mit welchen das Gesicht und andere Hautstellen gereinigt werden können. Ebenfalls werden hier Unterzieh- bzw. Ersatzbekleidung ausgegeben. Zum Abschluss geht es für den Geräteträger in den „Regenerationsbereich“. Hier stehen Getränke und Sitzmöglichkeiten zur Erholung bereit. Ergänzt wird die Ausstattung durch eine Toilette sowie die Möglichkeit, sich die Hände zu waschen. Durch die Kombination von Pavillons, Bodenplanen, Heizstrahlern und dem Innenraum des Anhängers wird eine geschützte Atmosphäre vor der Witterung und dem Einsatzgeschehen geschaffen.
Mit der Durchführung des Konzeptes erhält die Löschgruppe Drewer neben der Drohneneinheit nun eine zweite Sonderaufgabe. Unter fast realen Bedingungen konnte das Konzept bereits bei einer Alarmübung am Eulenspiegel erprobt werden. Die hier gemachten Erfahrungen fließen bereits in die ständige Verbesserung ein. Das Einsatzstellenhygienekonzept trägt damit langfristig zur Gesunderhaltung der Feuerwehrangehörigen bei und ergänzt die Neubeschaffung der Bekleidung für Atemschutzgeräteträger.